Als wir ein Bild mit dem Flyer für das 150 Jahre Jubiläumskonzert der Ortskapelle Gutenstein mit Bitte um Veröffentlichung im Postfach hatten, war auch unsere Neugierde geweckt. 150 Jahre sind ein langer Zeitraum der die Lebensspannen einiger Generationen abdeckt. So wurde Kontakt zur derzeitigen Obfrau des „Musi-Vereins“ aufgenommen, welche uns dann freundlich in ihren Vereinsräumlichkeiten, welche sich direkt über den Räumlichkeiten der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr befinden, empfangen hat. Wir waren gleich neugierig wie es die Ortskapelle einer eher überschaubaren Gemeinde es schafft sich ein solch schönes Vereinsheim zu schaffen und solange zu bestehen, also haben wir uns von Dagmar direkt einmal über das allgemeine Vereinsleben und dessen Herausforderungen, auch im Wandel der Generationen, erzählen lassen.
Die Ortskapelle, welche ihren Ursprung als Feuerwehrkapelle im Jahre 1874 hat, war von Anfang an eine feste Institution in Gutenstein und auch der näheren Umgebung. Als 1898 sich die Kapelle von der Feuerwehr löste und als Bürgerkapelle fortgeführt wurde, fanden die Proben hauptsächlich im Gasthaus „Zum Felsenkeller“ statt, was wohl auch oft zur Freude der Gäste war. Die Ortskapelle hat es dabei auch immer geschafft Tradition und Modernen Zeitgeist zu vereinen und hat vor allem durch viele besondere Mitglieder, welche viele Hunderte Stunden durch alle Generationen hinweg investierten um der Ortskapelle auch ein würdiges „Musi-Heim“ zu errichten, so sind Feuerwehr und Musi in einem Gebäude vereint. Von Bauarbeiten bis Innenausbau packen einfach alle im Verein, wo und wie sie können, mit an und das Ergebnis ist einfach beeindruckend. Hier haben mehrere Generationen in weit über 10.000 Stunden Ehrenamtlicher Tätigkeit nicht nur ein Vereinsheim erschaffen, sondern den Einwohnern Gutensteins und Umgebung, viele unvergessliche Momente erschaffen. Das macht die Ortskapelle Gutenstein, zumindest unserer Meinung nach, nicht nur zu einem der ältersten Kulturellen Vereine des Piestingtals, sondern auch zu einem Musterbeispiel wie ein wirklich gutes Vereinswesen mit wenig Mitteln doch Großes schafft und damit einen enormen Mehrwert für die Region darstellt.
Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs stand auch die Bürger-Kapelle bereits kurz vor dem aus. Viele Instrumente waren verschwunden oder unbrauchbar, einzig das Archiv hat in weiten Teilen die Turbulenzen der Kriegsjahre überstanden. Doch die Dorfkapelle rappelte sich mit der Unterstützung der Gemeinde sowie der Einwohner wieder auf und war somit gerettet. War die Dorf-Musi bis dato aber noch eine Männerdomäne, so änderte sich dies nun auch, immer mehr Frauen spielten ab da an aktiv bei der Musi mit und heute, nach 150 Jahren, erzählt uns die Obfrau die Geschichte der Orts-Kapelle.
Wir würden euch hier ja gerne noch so viel mehr über die doch sehr spannende Geschichte der Ortskapelle Gutenstein erzählen, doch würde das hier einfach den Rahmen sprengen, weswegen wir ein Piestingtal.Pedia hierfür gestartet haben. Wir freuen uns auch über jeden Zeitzeugen der Vergangenheit der diesen mit seinem Wissen ergänzen möchte. Wir bleiben hier erstmal im Hier und Jetzt und wir haben ein wenig weiter gefragt. 150 Jahre ist ja schon beachtlich, jedoch liest und hört man viel über Nachwuchs-Schwierigkeiten im Vereinswesen aus dem ganzen Land, wie sieht das bei der Dorf-Musi aus, wird sie das 300 Jährige Jubiläum erleben oder bis dahin „ausgestorben“ sein?
Auch bei dem Thema wurde gleich deutlich Entwarnung gegeben, der Musi-Verein hat es immer geschafft mit der Zeit zu gehen und ist inzwischen von im Schnitt (anhand älterer Bildern geschätzten) 14 Mitgliedern auf um die 30 gewachsen, hat viele Unterstützer und schafft es auch immer mit besonderen und innovativen Ideen neuen Nachwuchs zu fördern und zu unterstützen, so dass die Kostenfrage für Eltern eine Kleine ist, wenn ihre Kinder bei der Musi spielen möchten. Es gab zwar manchmal den ein oder anderen anfänglichen Skeptiker unter den Musikern, aber auch diese erkannten schnell das die ganze Ortskapelle davon profitiert wenn Jung von Alt und Alt von Jung lernt, dies spiegelt sich auch im neu ausgebauten Vereinsheim wieder. Auch wir haben schon bei einigen Gelegenheiten mitbekommen das die Ortskapelle stets Freude verbreitet wo sie aufspielt und sich auch nicht für das ein oder anderen Musikalische Statement zu schade ist. Wir haben auch einen Blick auf einige der derzeitigen Probe-Noten erhaschen dürfen, um an dieser Stelle nicht zu Spoilern sagen wir nur: Wir werden bestimmt am 24. Mai beim Jubiläums-Konzert vor Ort sein, die Playlist verspricht das es ordentlich etwas auf die Ohren geben wird ;).
Wir wünschen der Dorfkapelle Gutenstein noch weitere erfolgreiche 150 Jahre, es war uns eine Freude diesen Artikel zu schreiben und haben natürlich auch wir für die Musi gespendet, es ist schön solche Vereine in der Region zu wissen, welche Tradition und Moderne gleichzeitig leben.
Beitragsidee von Oliver Karner und Renate Belz, wir Danken der Obfrau Dagmar für ihre Zeit, die vielen tollen Geschichten und das Bild/Archivmaterial.
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